1. Der Tierarztbesuch und die Einreise. Da man für die offizielle Einreise nach Norwegen nachweisen muss, dass man seinen Hund frisch entwurmt hat (in Norwegen gibt es keinen Fuchsbandwurm), ging’s Freitag früh gleich zum Tierarzt. Die Tierarzthelferin hatte eine ernste Miene. „ok, we help you“ sagte sie. Delilah, die eigentlich der Angsthund ist, verschlang ganz entspannt vor der Tierarzthelferin die in Futter eingemanschte Wurmtablette. Ach gut, das Komplizierteste ist überstanden – dachten wir – dann kam Luna, die eigentlich sonst die entspanntere ist. Luna wollte das Leckerli mit der Tablette nicht fressen. Vergesst es. „You have to put it in her mouth” kommentierte die TAH. Ok, dann müssen wir jetzt die unfreundliche Schiene fahren. Wir versuchten ihr die Tablette in den Rachen zu Schieben. Aber nicht mit Luna, immer wieder sabberte sie die Tablette wieder heraus. „You have to do it here, I have to see it” sagte die TAH. Irgendwann fing die reservierte TAH an uns zu helfen. Zu zweit fixierten Martin und ich Luna und die TAH versuchte ein paar Mal die Tablette in Lunas Rachen zu schieben. Keine Chance. Verlässlich würgte Luna die Tablette wieder hervor und spuckte sie wieder aus. Dabei windete sie sich wie ein Aal und war in ihrem alten rumänischen, ausgeleierten Pelzmäntelchen kaum festzuhalten. Wir versuchten es draußen, auf dem Rasen. Immer wieder musste einer Luna mit allen Mitteln versuchen zu fixieren, während der andere ihr die Tablette in ihr kleines, altes Mäulchen mit den paar noch übrig gebliebenen braunen, runden Zähnchen stopfte. Es tat mir so leid. Die Tablette war mittlerweile schon halb weg gesabbert und irgendwann lief es darauf hinaus, dass sie TAH die Tablette in Wasser auflöste, und ihr die Lösung mit einer Spritze in den Mund gab. Auch das war ein riesen Drama und mindestens die Hälfte der Lösung sabberte Luna auch wieder raus. Aber wir bekamen unseren Stempel und Luna galt offiziell als entwurmt. Ich hatte Angst, Luna könnte uns die Aktion übelnehmen, aber schon eine Stunde später, als Martin sein gegrilltes Hühnchen aß, war alles wieder vergessen.
Der Grenzübergang nach Norwegen bestand dann aus einem Steinhaufen am Straßenrand und einem Schild. Niemand wollte irgendwas sehen und man sah auch niemanden.
2. Rondane Nationalpark – die Hochebene (12.07.-14.07.2025, ca 150km). Am übernächsten Tag führte uns unser Weg dann auf eine Hochebene im Rondane Nationalpark. Wunderschöne Landschaft. Wir fanden, nach einigem Rumgecriuse auf der Hochebene, einen schönen Stellplatz an einem kleinen Teich. Der Teich wurde von einem Flüsschen gespeist und das Wasser war relativ klar. Zum Glück gar nicht so kalt, wie man es von einem Teich in den Bergen erwartet, also gingen wir gleich mal schnorcheln. Beim Schnorcheln haben wir kleine Erlitzen und mittelgroße Forellen gesehen. Überall laufen Schafe mit ihren Glöckchen und Lämmchen herum und auch freilaufende Kühe gibt es. Die haben mich beim Joggen verfolgt und wollten an meiner grünen Hose knabbern.
Bei Brummi zeichnen sich die ersten kleinen Schwierigkeiten ab. Wir hatten es nun ein paar Mal, dass beim Starten des Motors (dafür muss ein Knopf gezogen werden) Funken, und manchmal auch Rauch unter dem Starterknopf aus der Armatur raus sprühten. Sieht besorgniserregend aus, aber wir haben es erstmal erfolgreich ignoriert, denn erstmal mussten wir uns einem anderen Problem widmen. Seit zwei Tagen, Pfeift es ganz gewaltig vorne im Motorraum, wenn man Brummi ausmacht. Nach einiger Fehlerdiagnose und Recherche fand Martin raus, dass wohl so ein Zylinder, der beim Ausschalten das Gas, also die Luftzufuhr, entkoppelt, undicht ist uns es dort raus zischt. Kann man jetzt nichts machen, muss man mal im Auge behalten. Martin versetzte dann noch den funkensprühenden Starterknopf und damit ist alles wieder tiptop.
3. Bjorli - Reißende Wasserfälle (14.07.-16.07.2025, ca 180 km) Langsam und angenehm mit Motorbremse im 3. Gang seilte Brummi sich von der Hochebene, durch eine dicke Wolkenschicht, bis ins Tal hinunter. Ich gewöhne mich und vertraue Brummi langsam immer mehr. Brummi ist ein toller LKW! Martin und ich wechseln uns bei den Fahrtagen immer ab, da es mir sehr wichtig ist, dass ich mir auch Fahrpraxis aneigne. Langsam tuckerten wir die E136 entlang, neben uns ein Fluss. Erst als wir uns einen Standplatz neben dem Fluss suchten, fiel mir auf, wie kristallklar dieser Fluss war! Man konnte bis auf den Grund schauen, wie durch Glas und dabei leuchtete der Fluss mit dem Hellen Sand auf dem Grund in einem atemberaubenden zarten Türkis-Blau. Weiter stromaufwärts machten wir eine kleine Wanderung. Hier war der Fluss richtig tosend und die Wilden Wassermassen rauschten kraftvoll den Flusslauf hinunter. Ich musste Delilah, die gerne mal mit ihren Beinen zum Planschen ins Wasser geht, an die Leine nehmen da ich Angst hatte, dass sie das hier auch tut und weggerissen wird. An unserem Standplatz war der Fluss schon viel ruhiger, sodass wir uns darin eine Abkühlung verschaffen konnten. Es war wieder Bullenhitze, aber das Wasser war eiskalt, ein richtig tolles Kneippbad. Irgendwann sahen wir eine Forelle. Im Bademantel stürmte Martin mit seiner Angel hin. Aber die Forelle interessierte sich leider nicht für seinen Köder.
Nach einer Nacht ging es 30km weiter Richtung Küste, weil dort ein paar Wasserfälle zu sehen sein sollen. Was uns erwartete, übertraf deutlich unsere Erwartungen. Der Stellplatz direkt neben dem tosenden Wasserfall, dessen Wassermassen sich durch eine schmale Felspassage unter einer Brücke durchpressten, war sogar noch frei und so hatten wir uns, trotz unserem typischen rumrangiere, schnell positioniert. Das Wasser war so reißend, dagegen war der reißende Fluss am Vortrag nichts! Beim Laufen entlang des Flusses und der Abhänge hatten wir die Hunde die ganze Zeit an der Leine und auch Martin durfte nicht zu weit an die Kanten von der Schlucht, die stellenweise steil hinunter zu dem tosenden Fluss abfielen. Der Fluss selbst bestand aus einer Reihe spektakulärer Wasserfälle. An jedem neuen Punkt, an dem man von den wilden Ufern wieder einen neuen Blick auf den Flusslauf werfen konnte, kam ein neues „WOOOAH“. Atemberaubend schön und so kraftvoll, dass man das Gefühl hat, die Erde bebt unter den Füßen! Der oberste Wasserfall, den wir besuchten, war besonders spektakulär, denn er fächerte sich weit auf und floss wie über eine riesige, hohe, breite Treppe herunter. Der an der Brücke war ganz schmal und steil und das Wasser drückte sich mit einer solchen Energie durch diese stelle, dass man weiche Knie bekommt. Wir verbrachten den ganzen Tag damit, an dem Fluss hoch und runterzulaufen und die Wasserfälle zu bestaunen. Komisch war, dass hier überall tote, platte Hamster lagen. (Was übrigens keine Hamster waren, was das ist, finden wir aber später in Schweden noch raus…)
Fiskdalen – Willkommen am Meer (16.07.-18.07.2025, ca 150 km). Nach einer Nacht, es war nämlich neben diesem Powerwasserfall ziemlich laut, fuhren wir an die Küste nach Fiskdalen. Die Fahrt dorthin war schon eine Szenerie, die ihresgleichen sucht. Man fuhr neben einem türkisblauen, wilden Fluss entlang und links und rechts erhoben sich schwindelerregend hohe Felswände bis auf höchste Berggipfel hinauf. Von diesen Felswänden stürzten malisch überall Wasserfälle hinab. An der Küste war der Blick in die von Bergen eingerahmten Fjorde nicht weniger eindrucksvoll. Es dauerte nicht lange, bis ich drei Schweinswale im Wasser schwimmen sah. Norwegen ist zauberhaft! Etwas hinter Fiskdalen fanden wir einen schönen Standplatz, direkt an einem Steinstrand mit Blick in den Fjord. Auf einmal ertönte ein schiefes klingendes Lied. Es hatte etwas von einem Gruselclown auf einem Horrorjahrmarkt. Es kam immer näher. Da unsere Essensvorräte zur Neige gingen, wäre das eigentlich der Moment gewesen, um auf die Straße zu springen, aber das kann man bei diesem gruselig schiefen Gequake ja nicht ahnen. Es kam von einer Art Bofrost Auto, was hier scheinbar durch die Dörfer fährt. Dann gingen wir schnorcheln. Das Wasser war klar und man konnte Fische, auch Meerforellen, sehen. Ich habe das Aquarium eröffnet, mit einer Krabbe, zwei Seeanemonen und zwei Seesternen. Ja, wir haben ein richtiges Aquarium dabei, eckig und aus Glas. Martin angelt, seit wir über die Forelle gesprochen haben. Nachmittags machten wir uns ein Lagerfeuer an und tranken einen Gin Tonic nach dem nächsten und genossen die Sicht in den Fjord. Als wir das Saufgelage beendeten war es noch hell. Von den Lichtverhältnissen her schätzte ich es auf 21:00, tatsächlich war es aber 24:00. Wir ließen die Tür vom Schlafzimmer (hintere Beifahrertür) zum Fjord hin auf und konnten über unsere Füße hinweg in den Fjord gucken. Als ich nachts zwischendurch ein paar Mal wach wurde und über meine Füße schaute, leuchtete die Bergkulisse des Fjords immer in unterschiedlichen Farben…Lila – Grau – Blau bis schließlich um 4 Uhr Morgens die Sonne mit voller Wucht ins Bett knallte.
Wir haben übrigens eine Strategie rausgefunden. Wir fahren immer so (also morgens früh los fahren und dann nicht so weit, so 100-200km), dass wir zwischen 11 und 14 Uhr auf standplatzsuche gehen, weil dann sind die, die da waren schon weitergefahren und die, die dann was suchen noch nicht da.
Am Tag nach unserer Ankunft hatten wir Hochzeitstag. Eigentlich wollten wir irgendwo schön essen gehen, aber es war kein Restaurant in der Nähe und das Bofrost Gruselauto haben wir ja auch nicht erwischt. Also wanderten wir morgens 2,5 km (eine Strecke) zum nächsten kleinen Supermarkt, um uns was für ein angemessenes Hochzeitsmenü zu holen. Selbst am Morgen schien die Sonne schon unerbittlich und versengte uns fast auf dem Weg. Aber wir bekamen alles was wir wollten.
Honninsoya (100km, 18.- 19.07.2025) Heute steht die Atlantikbrücke und das Wrack, was von dort aus zu sehen ist, auf dem Plan. Ich finde Wracks ja so inspirierend, aber leider war dieses Wrack nicht zugänglich, da es sich auf einem Privatgrundstück befindet, wo man nicht drüber kann und auch die Sicht auf das Wrack war sehr bescheiden. Wenigstens konnte Martin schöne Drohnenaufnahmen von dem Wrack machen. Die Atlantikbrücke war total überlaufen. Auf jeder Parkbucht drängte sich ein Wohnmobil neben dem anderen. Manche campten sogar auf den Parknischen neben der Straße an den Brücken. Die Strecke war ganz nett, aber am Ende war es ein paar hübsche, hintereinander liegende Bücken auf einer Felsenkette im Meer. Auf der anderen Seite der Brückenkette holten wir unser Hochzeits-Essengehen noch nach. Bei Bjartmars Favorittkro in Karvag. Hier gab es Wal auf der Speisekarte. Hin und her gerissen zwischen etischen Gewissensbissen und Neugier bestellten wir eine Portion, die wir uns teilten. Ich dachte erst, ich hätte das falsche Gericht auf dem Teller, denn es kam wie eine Art medium gebratenes, zartes Stück Wildfleisch. Aber klar, Wale sind keine Fische, also kann man bei Walfleisch etwas Säugetierartiges erwarten. Obwohl ich blutiges Fleisch überhaupt nicht mag, schmeckte der Wal doch erstaunlich gut, und überhaupt nicht tranig. Danach gings zum Standplatz ganz oben an der zerklüfteten Küste auf der Halbinsel Honningsoya. Lauter kleine flache Inseln ragen hier aus der Meeresoberfläche. Hier ging ein 2km Wanderweg um die kleine Halbinsel. Wir begannen mit der Wanderung und nach kurzer Zeit „FLOP“ planschte es einmal laut und Delilah, die eigentlich immer nur bis zum Bauch ins Wasser geht, ist mit Schwung in einen kleinen Tümpel, dessen Oberfläche durch die Algen ganz grün war, rein geplumpst. Delilah Kämpfte sich unter Panik durch den dicken Algenteppich. Mit einem Ruck am Geschirr musste ich ihr heraus helfen. Ganz geschockt schnaubte sie mit weit aufgerissenen Augen und musste den schreck erstmal verarbeiten. Keine Minute später raste sie aber wieder über die Felsen. An der Spitze der Halbinsel konnte man die zerklüftete Küste entlang schauen und sah die vielen kleinen Inselchen.
Lesund. Makrelen und karibisches Wetter (100km, 19.- 23.07.2025)
Martin hat langsam einen Küstenkoller. Es wimmelt vor anderen Wohnmobilen und einen Stellplatz nach unserem Geschmack zu finden ist schwer. Ich schaue gerade gar nicht mehr bei Park4night sondern nur noch auf Gmaps. Tatsächlich haben wir jetzt doch einen schönen Standplatz gefunden. Ein Weg, der durch eine Felswand geht und an einem kleinen Strand endet. Rückwärts popelten wir den LKW durch das Nadelöhr. Martin testete gleich das Gewässer auf Angel Tauglichkeit und wurde endlich für seine Geduld und Hartnäckigkeit belohnt und fing eine dicke Makrele. Dann noch eine. Dann ich eine. Insgesamt sollten es vier leckere Makrelen werden. Man wird hier aber ganz übel von den Bremsen zerstochen. Es gibt Discobremsen, die mit den bunten Augen, und Nazibremsen, weil die so ein Nazigrau haben. Beim Schnorcheln entdeckten wir unzählige Schlangensterne. Wir hofften, die Makrelen beim Schnorcheln zu sehen, in meiner Fantasie würde ich gleich beim Schnorcheln in einen Strudel aus Makrelen rein schwimmen. Das war natürlich weit weg von der Realität, wir sahen nämlich keine einzige. Es war immer noch so heiß, jeden Tag, ich hätte nie gedacht ausgerechnet in Norwegen so viel Sonnencreme zu verbrauchen. Sogar meine Kerzen im Schank haben sich verformt. Eine Wanderung, die wir machen wollten, starteten wir extra erst um 18 Uhr. Kurz nachdem wir los gelaufen waren fiel mein Schuh auseinander. Egal, wir wandern jetzt trotzdem weiter. Es war immer noch noch so brutal heiß und sonnig, die Hunde schleppten sich hechelnd von einem Schattenfleck in den nächsten und fanden den Spaziergang gar nicht gut. Bis zum Ziel der Wanderung (ein Bunker) haben wir es gar nicht geschafft. Nach ca. 3,5 km drehten wir mit unseren 1 ½ paar Schuhen um und schleppten uns zurück zu Brummi.
Ich kann Hitze ja gar nicht gut ab. Deshalb sind wir, als wir den Platz verließen, um 5 Uhr aufgestanden, um die Fahrzeit in den einigermaßen kühlen morgen zu legen. Sowas in Norwegen.
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